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Windpocken-Varizellen
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Windpocken-Varizellen

DEFINITION UND EPIDEMIOLOGIE

Windpocken sind eine akute Ansteckkrankheit, die meistens bei der jüngeren Population und seltener bei Erwachsenen vorkommt. Es handelt sich meistens über eine benigne Krankheit, die bei einem ansonsten gesundem Kind keine großen gesundheitlichen Probleme verursacht. Meistens werden Kinder zwischen 5 und 9 Jahren infiziert und sie gehören zu 50% aller Fälle dieser Krankheit.

Die Windpocken-Epidemie besteht im Winter und Frühling, als Folge einer ersten Virusinfektion und dauert in der Regel kurz.

Der Erreger der Windpocken ist der Varizella-Zoster-Virus und gehört zur Familie der Herpesviren. Die Besonderheit des Varizella-Zoster-Viruses ist, dass sich dieser nach dem Eindringen lebenslang im Organismus stationiert. Seine mögliche erneute Reaktivation gibt das klinische Bild und die Symptome der neuen Krankheit mit dem Namen Herpes-Zoster. In der Anfangsphase befindet sich der Krankheitserreger Varizelle auf der Schleimhaut der Atemwege, später geht dieser in den Blutweg über und kann sich letztendlich erst durch Änderungen auf der Haut isolieren.

Die Krankheit wird durch Tröpfchen bzw. durch direkten Kontakt mit der erkrankten Person übertragen, der Virus dringt in das Organismus durch die Schleimhaut der Atemwege und die Bindehaut (Konjunktiva) ein. Eine Person mit dieser Krankheit kann andere bereits zwei Tage vor Auftreten des Hautausschlags und bis zu sechs Tagen nach Bildung der ersten Bläschen oder sogar bis das letzte Bläschen verkrustet ist, anstecken.

 

KLINISCHES BILD

Klinisches Bild der Krankheit wird in einpaar Stadien geteilt:

 

Inkubationsstadium dauert gewöhnlich 10 bis 20 Tage, wenn es noch keine Symptome gibt. Das ist die Zeit wenn der Virus über die Schleimhaut der Atemwege oder die Bindehaut in den menschlichen Organismus eindringt, sich vermehrt und sich über die Blut in die verschiedenen Organe verbreitet. Letztendlich sind Haut, Schleimhaut der Atemwege und der Mundhöhle am meisten betroffen, aber genauso können auch andere Organe betroffen werden (Leber, Lunge, Gehirn, usw.). Am Ende dieses Stadiums stationiert sich der Virus wieder im Atemsystem, was die Person vor dem Auftreten des erkennbaren Ausschlags ansteckend macht.

 

Primordialstadium dauert 1 bis 2 Tage, begleitet von unspezifischen Zeichen der Krankheit: leichtes Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen, Entmutigung und Ähnliches.

 

Eruptivstadium, dauert 5 bis 7 Tage, geprägt durch typischen Ausschlag in Form von Bläschen und Juckreiz. Die ersten Änderungen auf der Haut sind kleine rötliche Fleckchen (Makulä) die im Bereich des Haarbodens, Gesichtes oder Rumpfes auftreten. Innerhalb von einpaar Stunden gehen diese in kleine, mit Rötung umgebende Bläschen an der Oberfläche über. Diese sind im Durchschnitt 2-3 mm groß und enthalten Flüssigkeit, in der sich der Virus befindet. Gleichzeitig mit dem Ausschlag auf der Haut und der Schleimhaut kommt es auch zum Juckreiz an den betroffenen Stellen. Der Inhalt der Bläschen wird in den nächsten eins bis zweit Tage unklar, die Bläschen platzen und es bilden sich Krusten, nach welchen in der Regel keine Narben hinterbleiben. Die Entwicklung der einzelnen Änderungen von der Makulä bis zur Kruste dauert gewöhnlich zwei-drei Tage und mit der Bildung der ersten Krusten entstehen auch neue Makulä, bzw. Vezikulä, der Ausschlag verbreitet sich vom Kopf und Rumpf auf andere Extremitäten. Die Verbreitung des Ausschlags ist sehr unterschiedlich, von nur einpaar Bläschen bis hin zur Verbreitung auf der kompletten Haut. Der Ausschlag der Varizelle tritt ruckweise auf, so dass auf der Haut alle Phasen gesehen werden können: von der Makulä bis hin zur Kruste, was ein typischer Befund für Windpocken ist. Jeder neue Ausschlag kann mit leichtem Fieber begleitet werden.

 

Regressionsstadium ist durch den Ausfall der allgemeinen Krankheitssymptomen, Abfallen der Krusten und Heilen der Hautschäden geprägt, hinter welchen meistens keine Narben hinterbleiben.

 

DIAGNOSE

Für die Diagnose der Krankheit sind keine Laboratoriumsuntersuchungen notwendig. Die Diagnose basiert sich auf einer guten Anamnese und klinischem Bild. Besonders wichtig in klinischem Bild ist die spezifische Form des Ausschlags, da das gleichzeitige Auftreten von Hautänderungen in unterschiedlichen Entwicklungsstadiums (von der Makulä bis zur Kruste) und ruckweises Auftreten des Ausschlags erkennbare Windpockensymptome sind. Der Diagnose kann auch der Blutbefund helfen, in welchem wir die Leukopenie finden, also Mangel an weißen Blutkörperchen, aber mit normalem Verhältnis zu differenzialem Blutbild.

 

KOMPLIKATIONEN

Die Komplikationen dieser Krankheit können unterschiedlich sein, meistens verursacht durch unbequeme Position des Ausschlags, größere Betroffenheit anderer Organe oder nachträglich entstandene Bakterieninfektion. Unter einer unbequemen Position des Ausschlags versteht man zuallererst das Auftreten im Bereich des Rachens, der Kehle und der Augen, was sehr ernste Nachfolgen für den Patienten haben kann (Atemschwierigkeiten, Sehkraftprobleme und Ähnliches). Eine der häufigsten Komplikationen ist eine nachträglich entstehende Bakterieninfektion, meistens ist es eine Ausschlagsinfektion der geschädigten Haut oder Schleimhaut.

Falls eine Frau in frühem Stadium ihrer Schwangerschaft von Varizella angesteckt wird, besteht ein bestimmtes Risiko für Geburtsfehler beim Kind (selten). In späterem Stadium der Schwangerschaft besteht das größte Risiko für das Kind ein Monat vor und direkt nach der Geburt. Bei Neugeborenen besteht das Risiko für ernste Infektionen falls die Mutter nicht immun ist, bzw. keine Windpocken hatte. Das ist eine der riskanteren Gruppen, welche in drei bestimmten Fällen Varizella-Zoster-Immunoglobulin (VZIH) bekommen sollte:

1. falls die Mutter in letzem Monat der Schwangerschaft in Kontakt mit Varizellen war;

2. falls die Mutter 5 Tage vor der Geburt ein klinisches Bild der Windpocken entwickelt hat;

3. falls die Mutter 10 Tage nach der Geburt ein klinisches Bild der Windpocken entwickelt hat.

 

 

BEHANDLUNG

Unkomplizierte Formen der Krankheit werden heute meistens symptomatisch behandelt (Bettruhe, Kontrolle der Körpertemperatur, häufiges Duschen mit lauwarmem Wasser, um sekundäre Hautinfektionen zu vermeiden), während bei komplizierten Formen besondere Behandlungsmethoden angewendet werden, abhängig von der Komplikation der Krankheit.

Allgemeine Methoden für die Linderung von durch den Ausschlag verursachten Juckreiz sind Bäder in lauwarmem Wasser, in der die Kaliumpermanganat-Suspension dazugegeben wird, so dass die Suspension zartrosa wird, vorsichtiges Auswaschen und leichtes Trocknen der Haut mit Handtuch. Präparate mit lokaler Wirkung, die ohne Rezept in der Apotheke gekauft werden können, Antihistaminika und andere Lotions, die Campher, Menthol oder Phenol enthalten, können ebenfalls hilfreich sein. Sie werden in kleinen Mengen nur an den betroffenen Stellen aufgetragen. Die Anwendung von Babypuder wird nicht empfohlen, da dessen kleine Partikeln auf der Haut angesammelt werden und so eine verlängerte Infektion verursachen können. Fingernägel sollten geschnitten werden um Schürfstellen nach dem Kratzen zu vermeiden, die nachträglich infiziert werden können. Um das Kratzen zu vermeiden können Sie dem Kind auch leichte Bauwoll – oder Flanellhandschuhe anziehen. Salycilate (Aspirin, Andol) werden für die Behandlung von Fieber bei Windpockenpatienten wegen der möglichen Auslösung eines Reye-Syndroms bei Kindern unter 12 Jahren nicht empfohlen! Für bestehendes Fieber wird Paracetamol angewendet.

Aciclovir wurde durch die FDA (behördliche Lebensmittelüberwachungs – und Arzneimittelzulassungsbehörde der Vereinigten Staaten) für die Behandlung von Windpocken bei Kindern, die älter als zwei Jahre sind, zugelassen. Dieses Medikament wird aber meistens bei Teenagern angewendet, da die Krankheit in dieser Altersgruppe intensiver ist. Das Medikament sollte die Symptome der Windpocken lindern, vor allem bei älteren Kindern und Teenagern, sofern es innerhalb von 24 Stunden nach dem Auftreten des Ausschlags eingenommen wird. Dieses kann ebenfalls bei schwierigeren Fällen oder bei Patienten mit Immunosuppressionstherapie angewendet werden.

 

Patienten werden solange isoliert, bis die letzten Bläschen verschwunden sind, was meistens fünf bis sechs Tage  ab Auftreten des Ausschlags dauert. Kinder sollten die Schule oder den Kindergarten solange nicht besuchen, bis alle Bläschen geplatzt und Krusten entstanden sind und solange sie sich für den normalen Alltag nicht gut genug fühlen.

 

PRÄVENTION

Bei uns gibt es für Kinder keine Pflicht für die Windpockenschutzimpfung, im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten und manchen europäischen Ländern. Diese Entscheidung wird bei uns den Eltern überlassen, wobei die Kinder erst ab einem Alter von 12 Monaten geimpft werden können. Früher wurde in diesem Alter nur eine Impfdose angewendet, während nach dem 13. Lebensjahr zwei Impfdosen in einem Zeitabstand von 6 bis 10 Wochen angewendet wurden. Gemäß neuen Hinweisen, seit 2006, sollten auch Kinder unter 13 Jahren zwei Impfdosen bekommen: die erste wird zwischen dem 12. und 15. Lebensmonat und die zweite zwischen dem 4. und 6. Lebensjahr, womit eine 98% Abwehr von Krankheiten erreicht wird.

 

Präparate des galenischen Laboratoriums für die Linderung der Varizellen-Symptome