Erscheinungsdatum: 23.07.2010 Verstopfung Verstopfung oder Obstipation ist eine erschwerte Darmentleerung, mit seltenem, hartem Stuhlgang, meistens weniger als drei Mal die Woche. Obstipation ist oft mit Krämpfen, Schmerzen während der Defäkation, dem Gefühl der unvollständigen Darmentleerung verbunden… Was kann die Verstopfung auslösen? inadäquate Ernährung (Ernährung mit wenig Fasern, ungenügend Flüssigkeit) zu wenig Körperaktivität längere Bettruhe (z. B. wegen Krankheit) psychologische Faktoren (Stress) Umgebungsänderung (Reisen, Umzug) Unterdrückung des Defäktionsreizes (der Darmentleerung) Einnahme von Eisen – oder Kalziumersatz Nebenwirkungen mancher Medikamente (manche Diuretika, Antidepressiva und Antazida) Lange Anwendung von Abführmitteln Bestimmte Krankheiten (Hämorrhoiden, Dickdarmkarzinom, Schilddrüsenkrankheiten-Hypothyreose) Schwangerschaft Wann sollten Sie Ihren Arzt besuchen? Wenn Sie Blut im Stuhl merken Wenn leichte, länger als 48 Stunden dauernde Schmerzen mit plötzlichen starken Schmerzen abgewechselt werden Wenn Sie unkontrolliert an Gewicht verlieren Wenn Sie sich neben der Verstopfung noch übel fühlen und erbrechen Wenn Verstopfung und Durchfall abwechselnd auftreten Wenn die Verstopfung länger dauert und oft vorkommt Was können Sie machen, um die Verstopfung zu verhindern oder zu beheben? Bereichern Sie Ihre Ernährung mit Fasern (Vollwertgetreide, Obst, Gemüse). Es ist besonders sinnvoll, morgens, nüchtern, einpaar reife, süße Früchte zu essen (z. B. Feigen, Pflaumen, Kiwi) und danach einpaar Gläser am besten lauwarmen Wassers zu trinken Trinken Sie genug Flüssigkeit im Laufe des Tages (2 bis 3 Liter) Erhöhen Sie die Körperaktivität (1/2h bis 1h spazieren ist für die Darmfunktion sehr hilfreich) Gehen Sie auf Toilette, sobald Sie den Bedarf für die Darmentleerung fühlen und nehmen Sie sich genug Zeit um sich zu entspannen Benutzen Sie Abführmittel nur falls die genannten Maßnahmen nicht helfen Abführmittel Abführmittel sind Medikamente in Form von Tabletten, Sirup, Stöpsel, Tees und Granulaten, die der Defäktionserleichterung dienen, indem sie die Konsistenz des Stuhlgangs ändern. Diese werden oft unkontrolliert und ohne Ratschlag mit dem Arzt oder Apotheker genommen. Die Anwendung der Abführmittel kann nur kurz und zeitweise helfen. Eine langdauernde und regelmäßige Anwendung von Abführmitteln führt zu „faulem“ Darm, bzw., verhindert einen normalen Rhythmus des Stuhlgangs. Alle Abführmittel sind wirksam, sie unterscheiden sich aber nach der Intensität, Schnelligkeit der Wirkung und Stärke der ungewünschten Wirkung. Die Wahl eines Abführmittels hängt in erster Linie von der Indikation, bzw. von dem Zweck ab (Vorbereitung für eine chirurgische oder diagnostische Intervention, Behebung einer akuten Verstopfung, chronischer Durchfall, Normalisierung der Verdauung…) Arten von Abführmitteln: 1. Hydrophile Agenzien, die zur Quellung führen (das Darmvolumen erhöhen): Kleien, indischer Flohsamen (Psyllium), Flachssamen, Kalcium-Poycarbophil, Methyl und Carboxymethylcellulose Diese quellen im Darm auf wodurch Schleim gebildet wird, der den Stuhl weicher macht und das Stuhlvolumen erhöht. Diese sind bei chronischer Verstopfung anwendbar. Die abführende Wirkung beginnt innerhalb von 24 Stunden, während die volle Wirkung nach 2-3 Tagen der Anwendung zu erwarten ist. Anfangs werden kleine Dosierungen genommen, die mit der Zeit erhöht werden um die gewünschte Wirkung zu erreichen. Sehr wichtig dabei ist es viel Flüssigkeit zu trinken. Mögliche Nebenwirkungen dieser Abführmittel sind Aufblähung, Bauchschmerzen, Blähbauch (übermäßige Ansammlung von Gas im Verdauungstrakt). 2. Osmotisch wirkende Abführmittel: Salinische Abführmittel Magnesiumsulfat («Bittersalz»), Magnesiumcitrat und Hydroxide Natriumphosphat – und Sulfat Kalium, Natriumtartrat Osmotisch wirkende Abführmittel reduzieren die Absorption der Flüssigkeit aus dem Darm und erhöhen somit den Wasseranteil im Stuhl. Salinische Abführmittel können das elektrolytische Gleichgewicht bei Personen mit Nierenerkrankungen stören und Dehydration auslösen. Ihre abführende Wirkung beginnt sehr schnell, innerhalb von 1/2h-3h und sie werden meistens bei diagnostischen Untersuchungen vom Arzt empfohlen. Zucker und Alkohole Lactulose Lactulose zeigt ihre abführende Wirkung nach 24 h, so dass die Einnahme vor dem Frühstück empfohlen wird. Wie für alle osmotisch wirkende Abführmittel ist es auch bei ihrer Anwendung wichtig, genug Wasser oder anderer Flüssigkeit zu trinken, um Dehydrationen zu vermeiden. Sie kann auch von Kindern und Schwangeren eingenommen werden, vorsichtig sollte man aber bei Patienten mit der Zuckerkrankheit wegen möglichem Inhalt an verwandtem Zucker sein. Lactulose hat ebenfalls präbiotische Wirkung, bzw., dient als Substrat (Nahrung) für die guten Bakterien, deren Anwesenheit für die normale Darmfunktion von größter Bedeutung ist. Sorbitol und Mannitol Glycerol Irritiert mit seiner Wirkung den Colon, bzw. den letzten Teil des Darms, erweicht den Stuhl und erleichtert die Entleerung. Die Wirkung beginnt in 15-30 Minuten, so dass er bei akuter Verstopfung angewendet wird. Er kommt in Form von Stöpseln für Kinder und Erwachsene, die Anwendung darf nicht länger als eine Woche dauern. 3. Gleitmittel Mineralöle Diese Abführmittel erleichtern die Darmentleerung indem sie den Stuhl erweichen und eine schleimig-klebende Schicht um den Stuhl bilden. Diese sind nicht für längere Anwendung geeignet, sie verhindern die Absorption von wasserlösenden Vitaminen, weshalb sie getrennt von der Nahrung genommen werden. 4. Kontaktabführmittel Anthrachinon Senna, Aloe, Cascara, Faulbaum Rizinus Diphenol Bisacodyl, Natriumpicosulfat Kontaktabführmittel erhöhen die Häufigkeit der Kontraktion und Motilität des Darms. Die Wirkung kommt nach 6-12 Stunden bei Tabletten oder Tees und nach 15 Minuten bis 1 Stunde bei Stöpseln. Sie werden für die Vorbereitung bzw. Entleerung des Darms vor diagnostischen Untersuchungen oder chirurgischen Eingriffen angewendet sowie bei der Behandlung der Verstopfung, die durch Medikamente ausgelöst wurde, die die Verengung des Darms verlangsamen (Narkotika). Übertriebene Anwendung dieser Abführmittel führt zum «Syndrom faulen Darms» und kann ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen. Bisacodyl-Tabletten dürfen nicht zerdrückt , mit Antacida (Medikamenten für die Neutralisierung der Magensäure) weder mit Milch genommen werden. Bei Selbstbehandlung dürfen sie nicht länger als eine Woche ohne ärztlicher Kontrolle benutzt werden. Ihre Anwendung zum Abnehmen ist in keinem Fall berechtigt, denn sie verhindern keine Absorption von Kalorien, können aber zur physischen Abhängigkeit und ernsten metabolischen Problemen führen. Sie sollten ebenfalls nicht bei Kindern, schwangeren und stillenden Frauen weder bei Darmentzündungskrankheiten angewendet werden. 5. Andere Probiotika, Präbiotika Sie gehören nicht zu den Abführmitteln, helfen aber bei der Regulation der Verdauung und sind ein wichtiger Zusatz für jedes der genannten Abführmittel. Probiotika sind lebende Mikroorganismen (sogenannte "gute" Bakterien), die in einer adäquaten Menge gute Auswirkungen auf die Gesundheit des Wirtes haben. Probiotika helfen bei der Wiederherstellung des Gleichgewichts (zwischen den sogenannten "guten und schlechten" Bakterien) in unserem Darm und haben so eine gute Wirkung auf die Normalisierung des Stuhlgangs. Präbiotika (z. B. Inulin) sind nicht verdaubare Lebensmittelbestandteile (meistens Oligosaccharide), die eine gute Wirkung auf den Wirt haben, indem sie den Wachs und die Aktivität der Probiotika stimulieren, meistens Bifidobakterien, und mit ihnen zusammen ein Synergieeffekt haben. Das bekannteste Präbiotikum ist Inulin. Merken Sie sich: Die meisten Menschen sind leicht verstopft und die Anwendung von Abführmittel ist nicht notwendig. In Ausnahmefällen können sie aber empfohlen werden, wenn hygienisch-diätetische Maßnahmen keine Wirkung zeigen. Über ihre Anwendung sollten Sie sich in jedem Fall mit Ihrem Arzt beraten. Präparate des galenischen Laboratoriums gegen Verstopfung In Verbindung stehende Artikel Reiseapotheke Durchfall Hämorrhoiden Zurück